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Büchernörgele

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"Die Toten vom Phoenix-See" von Gabriella Wollenhaupt

Eigentlich ist mein Motto "Nur loben", aber es gibt Umstände, die das unmöglich machen.

Dieses Buch hat mich zu Beginn empört und geärgert, denn es beleidigt intelligente Leser und ärgert Menschen, die einen positiven Bezug zum Dortmunder Stadtteil "Hörde" und - soweit noch vorhanden - zur damaligen Atmosphäre und der Arbeitswelt zu Zeiten HOESCH haben. Die werden darin dargestellt, als hätte die Autorin sie nur für die Darstellung der "Urbevölkerung" aus den Schmutzecken des Ruhrgebiets von 1950 geholt und danach aussterben lassen. Die Klischees vom Ruhrgebiet, die fast weg sind, werden erneut (schenkelklopfend und auflagesteigernd?) gedroschen und mühevolle Imagearbeit für diese wahrhaftig großartige Gegend wird zunichte gemacht. 

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Beginnen wir mit dem ersten Beispiel im Jahr 2008, da wo alles beginnt in Günna Brummers Etablissement "Grotte" wo unter anderem die "Malocher vom Stahlwerk" ... "in Dortmund, Ortsteil Hörde. Da wo der Konverter jeden Abend abgefackelt wurde", ihrer Abendgestaltung nachgehen. Man muss wissen, dass die heute entweder tot, arbeitslos, Rentner oder Versicherungsangestellte sind und dass die Konverter nicht "abgefackelt" wurden, denn sie wurden am nächsten Tag wieder gebraucht.

Egal! Günna Brummers Etablissement "Grotte" ist den Ureinwohnern des Dortmunder Stadtteils Hörde zu schickimicki, obwohl dort abends talentlose Tänzerinnen mit überschminkten Krampfadern von der Poledance-Stange fallen. Sie bleiben lieber bei Pilsken und Buletten (die sie eigentlich Frikadellen nennen und nicht Buletten wie in Berlin). Viele missglückte Versuche Lokalkolorit heraufzubeschwören ziehen sich durch die Geschichte. Schlimm wird es, wenn Günna vermeintliche Ruhrpott-Ausdrücke untergeschoben werden. Es fehlte eine ordnende Hand, der authentische Sprache und Ausdrucksweise echter "Ruhris" geläufig ist.

Köstliche Irrtümer tun ein Übriges. Da wird die Mischung aus Cassis und Schaumwein statt als Kir Royal, was mir geläufig gewesen wäre, als "Soixante Neuf" bezeichnet. Gegoogelt erfährt man, dass das ein Slangausdruck für eine sexuelle Praktik ist oder einfach die Zahl "69" ist.

Die Hauptfigur Marie Bertoli wurde als Kind von einem Geistlichen missbraucht und die Tochter Olga, die sie, als sie 15 Jahren war, gebar, war das Ergebnis. Marie flüchtet aus Bayern nach Dortmund und versucht nun allein Olga, die mittlerweile 10 Jahre alt ist, durchzubringen. Sie schließt wertvolle Freundschaften mit gutwilligen Ureinwohnern und kommt einigermaßen zurecht.

Rund um den See gibt es Morde an Frauen. "Droht das Marie auch?", soll sich der werte Leser angstvoll fragen. 

Am liebsten würde Marie den Priester anzeigen, aber laut ihrer und aller anderer Meinung im Buch, einschließlich der darin vorkommenden Juristen und Polizisten, ist Kindesmissbrauch nach 10 Jahren verjährt und eine Anzeige wäre nutzlos. Alles, was im Buch folgt, basiert darauf, dass der Päderast Strafe verdient hätte, aber demgemäß nicht mehr bestraft werden kann wegen Ablauf der Verjährung. Irrtum!.

Ich bin kein Jurist, fand aber mit Hilfe von Google, dass es bei Kindesmissbrauchs eine sogenannt "Ablaufhemmung" gibt, wodurch die Verjährungszeit erst dann losläuft, wenn eine festgelegte Anzahl von Jahren verstrichen ist, also das Opfer nicht mehr minderjährig, sondern erwachsen ist.

"Verjährung (schwerer) sexueller Missbrauch von Kindern, §§ 176, 176a StGB

Beim sexuellen Missbrauch von Kindern (unter 14 Jahren) ist zu unterscheiden:

[...]

c) Handelt es sich beim sexuellen Missbrauch um einen schweren Fall im Sinne des § 176a StGB, weil

der Täter entweder bereits in den letzten 5 Jahren wegen einer solchen Tat verurteilt worden ist

oder

der über 18 Jahre alte Täter den Beischlaf mit dem Kind vollzieht oder sonst Handlungen vollzieht die mit dem Eindringen in den Körper des Kindes verbunden sind

oder

der Täter das Kind in die Gefahr einer schweren seelischen oder körperlichen Gesundheitsschädigung oder Entwicklung bringt

beträgt die Verjährungsfrist 20 Jahre.

In allen drei Fällen gilt aber auch hier, dass die Verjährung frühestens mit Vollendung des 30. Lebensjahres beginnt."

(Veröffentlicht von Rechtsanwältin Natalia Chakroun auf anwalt.de)


Hätten Polizei und auch Staatsanwalt Max Fahidi das gewusst, dass die 25jährige Marie noch weiter 25 Jahre bis fünfzig Zeit gehabt hätte, hätten sie das tapfere Priesterlein noch belangen können.

Dem Buch fehlt jede Grundlage für die Fortführung. Doch es geschehen außerdem noch Frauenmorde rund um den Phoenix-See und man fragt sich als gefesselter Leser "Droht das auch Marie?".



Mich beeindruckte diese völlig unprätenziöse Schreibe an manchen Stellen so, dass ich laut lachen musste. Auf Seite 98 heißt es von einer Sekte, der der Priester nach dem Kassieren einer Schmiergeldzahlung ein Kloster verkauft hatte: "Schon bald gab es schwere Vorwürfe gegen die Sekte: Psychoterror, Gehirnwäsche, Kindeswohlgefährdung ... Selbstmode und Vergewaltigungen. Gruppensex sollte sozusagen Pflicht gewesen sein." Na, da hört sich doch alles auf!

Oder auf Seite 107, nachdem man als Leser vorsichtig in das Seelenleben des katholischen Priesters eingeführt wurde: "Im Traum dachte er oft an Marie. Sie wären das perfekte Paar gewesen. Er hatte immer ein Foto von ihr in seiner Brieftasche und schloss sie in seine Gebete mit ein. Feuchte Träume blieben nicht aus. Danach fühlte er sich zwar erschöpft, aber auch rein und erleichtert. Er dankte Gott, seinem Herrn und Schöpfer, für die Gnade, die ...". Man sieht, katholischen Priestern graut es vor gar nichts. Apropos katholisch, es sind nicht, wie im Buch genannt, 500 Milliarden Euro, die der deutschen katholischen Kirche nach Schätzungen als Besitz zugeordnet werden sondern nur 270 Milliarden Euro. Das ist zwar immer noch schlimm genug, aber schon eine nennenswerte Differenz.



Also ich gebe für den Amüsierfaktor 5 Sterne und als Bewertung nur einen.


#Mord, #Ruhrpott, #Ruhrgebiet, #Dortmund, #Kindesmissbrauch, #Mord, #Pädophilie


"Der Wolf auf meiner Couch" von Edith Kneifl

Ein Wolf in Wien? Der Psychiater Dr. Arthur Lang, knapp 50 Jahre alt, kehrt nach 25 Jahren Abwesenheit aus Berlin in seine Geburtsstadt Wien zurück. Sein Vater ist gestorben. Er wird mit der Wiener Schickeria konfrontiert, denn seine ehemaligen Jugendfreunde sind feste Bestandteile davon. Die Witwe seines Vaters, dessen zweite Frau Nadine, war Arthurs Verlobte, bevor sie in seines Vaters Hände überging. Beim Begräbnis trifft Arthur sie und verursacht ihren Sturz in die noch offene Grube, kurz nachdem er auf dem Zentralfriedhof einen leibhaftigen Wolf gesehen zu haben meinte.

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Der Wolf läuft ihm noch einige Male über die Füße, denn Arthur bleibt in Wien, übernimmt die Ordination (Praxis) des Vaters und hat Dank seiner Freunde schnell zahlungskräftige Patienten und vor allem Patientinnen.

Eine davon stirbt an einer unglücklichen Anhäufung vieler verschiedener Medikamente. Selbstmord, Mord oder ein Unfall im immer stärker werdenden Rausch von Rohhypnol und anderem? Da sie ihm vorher, ausgelöst durch ihre Hysterie, Vergewaltigung vorgeworfen hatte, wird er erst Verdächtiger der Polizei und danach das Tagesgespräch in den ihn umgebenden Kreisen. Das Vertrauen seiner Patienten in ihn leidet.

Er verliebt sich in die Geschäftsführerin einer kleinen Bar, deren Sohn mit Drogen dealt, schließt in der Bar Freundschaft mit einem ehemaligen Polizisten, der zum Alkoholiker geworden ist, und versucht, mit dem und seiner betagten Nachbarin Caroline Licht ins verschwommene Wiener Dunkel zu bringen. Weitere Tote säumen seinen Weg und auch er muss sich bemühen, nicht bald selbst zu denen zu gehören.

Die Autorin schreibt das in einem recht sachlichen Stil, der mich etwas davon abhielt, so richtig tief in das Buch einzutauchen. Ein Stil der mir bezüglich meines eigenen, sehr ähnlichen zu Denken gab. Ich kann es also nicht besser. Auch ihre Art, nebenbei dem Leser schöne Orte und Sehenswertes in Wien nahezubringen, ist eine Ähnlichkeit zu einzelnen meiner Bücher, was mir nun wieder sehr gefallen hat.

Ich empfehle das Buch, denn das und der rote Faden der Geschichte sind wirklich gut.

"Kein guter Mann" von Andreas Izquierdo

Walter, der Gott der Missverständnisse

Walter ist Postbote und hat ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Er macht alles, damit alles ordentlich, anständig und gerecht werden könnte, nur die anderen merken es nicht und jeder seiner Ansätze endet in einer Katastrophe.

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"Einer von den Guten" von Jan Costin Wagner

Ben Neven ermittelt!

Man erwartet einen Krimi und ein wenig bekommt man ihn auch. Doch anders als in "Am roten Strand" geht es hier vor allem um Ben Neven selbst, den Ermittlungsleiter der Polizei, der ein Netzwerk von Pädophilen "ausgehoben" hat.


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"Die Erfindung des Lächelns" von Tom Hillenbrand

»Sie dürfen nicht immer glauben, was ich sage. Fragen verführen zum Lügen, vor allem, wenn es keine Antworten gibt.«
Pablo Picasso

Alles in diesem Buch ist tatsächlich genau so passiert, abgesehen von den Dingen, die ich mir ausgedacht habe.", steht im Nachwort.

Wer weiß schon, dass Picasso womöglich ein Dieb war und dass er eventuell eine Fälschung der Mona Lisa angefertigt hat?

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Nicht alles, aber eine ganze Menge von dem, was Tom Hillenbrand in "Die Erfindung des Lächelns" zu einer Geschichte zusammengestellt hat, ist tatsächlich so passiert, aber es hätte genauso passiert sein können.
Er erzählt eine Geschichte aus der Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Paris. Sacre Coeur ist fast fertig und der Montparnasse ist noch so, wie wir ihn gerne heute sehen möchten. Im Louvre herrschen schlimme Zustände und man kann ganz einfach mit Masken aus der Frühzeit oder auch einem Bild der Renaissance unter dem Arm das Musée Royale verlassen, was wohl wirklich geschehen sein soll. Die Masken fanden sich wieder ein und Jahre später ist die Mona Lisa in Florenz aufgetaucht.

Paris ist für viele ein Sehnsuchtsort und das, in dem man noch Picasso, Matisse und anderen hätte über den Weg laufen können, besonders.

Schon aus diesem Grund macht es großen Spaß das Buch zu lesen. Zünden Sie sich eine Gauloise an, trinken Sie einen Absinth und legen Sie eine Platte mit Valses Musette auf Ihren Plattenspieler. Dann ist der Genuss komplett.

"Das Café ohne Namen" von Robert Seethaler

Es ist ein ruhiger Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Er handelt von einem Mann im Wien der sechziger und siebziger Jahre. Dazu fällt mir ein alter Schlager ein - "Im Wartesaal zum großen Glück".

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"Leise, stirb leise - Lena Larcher ermittelt" von Reinhard Rohn, gelesen von Judith Mauthe

Sehr empfehlenswert! Eine gute Geschichte, spannend erzählt!

Ein anfangs namenloser Mann steht kurz vor der Hochzeit. Er will "reinen Tisch machen", wie man so schön sagt. Dazu meint er, eine Prostituierte, von der er eigentlich nicht lassen kann, umbringen zu müssen. Er tut es und bleibt unentdeckt. Der Mord an der Prostituierten "Fleur" wird nicht aufgedeckt.


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"Pizza, Pasta, Mord! ITALIEN-KRIMI" von Herman Ehmann

Eine "Spezialpolizistin" aus Bayern trifft auf einen "Spezialpolizisten" aus Bayern. Beide ermitteln während ihres Urlaubs in Caorle / Bibione / Lido di Jesolo einfach mal so in Italien, als wären sie in Amt und Würden. Da geht es schon los. 

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"Vier Signoras und ein pikantes Geheimnis - Ein Rimini-Krimi" von Giulia di Fano

Wie immer meine einleitenden Worte: Man muss professionell genug sein, um beim Rezensieren Dinge zu ignorieren, die einem persönlich nicht gefallen.
So gesehen ist es eine unterhaltsame Geschichte.

Die Profilerin Anna muss, nachdem sie aus Berlin in den Umkreis von Rimini umgezogen ist, ohne ihren Vater Gennaro und ihren Freund Markus Lepke auskommen. Aber sie hat drei Freundinnen, Tante Natti, Emilia und Fabia, mit denen sie in einem Krimi-Leseclub und auch sonst eng verbunden ist.

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"Suzukis Rache" von Kotaro Isaka übersetzt von Sabine Mangold

Suzuki ist ein ehemaliger Mittelschullehrer, der auf Rache sinnt, nachdem seine Frau durch eine Art "Autounfall" ums Leben kam. Eigentlich war es kein Unfall sondern die Tat eines pervertierten Kerls, der als Sohn eines beherrschenden Gangsterbosses meint, sich alles leisten zu können. Üblicherweise kommt er mit derartigen "Späßen" auch durch.

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Suzuki quittiert seine gute Anstellung und lässt sich von der Gangsterorganisation anwerben, weil er hofft, so in die Nähe des tollwütigen Juniors zu kommen und sich irgendwie rächen zu können. Die Konsequenzen für sich sind ihm egal. 

Parallel erfährt man von drei "Problemlösern", die auf eigene Rechnung im Auftrag Leute aus dem Weg schaffen. Einer namens Zikade tut das so, wie man es aus anderen Krimis kennt. Er ist schnell mit Messer und Pistole und tötet ohne viel Federlesen. Ein anderer, der Wal kann derart überzeugend sein, dass sich seine "Auftragsobjekte" selbst durch Aufhängen oder Sprung aus dem Fenster umbringen und sogar vorher noch einen Abschiedsbrief schreiben. Ein Dritter wird der Pusher genannt, weil er das richtige Timing hat, Personen, für deren Tod er angeworben wurde, so zu stoßen, dass sie von Autos oder Zügen überfahren werden.

Suzuki steht vor seiner endgültigen Aufnahme in die Organisation. Seine "Führerin" will einen Beweis für seine Loyalität. Da kommt ausgerechnet der feine Sohn des Chefs ums Leben, weil er vor ein Auto fällt. Der Chef tobt. 

Es war der Pusher! Suzuki hat es gesehen und verfolgt ihn. 

So kann man einen Reigen der drei Killer verfolgen und Suzukis Bemühungen, am Pusher dranzubleiben und ihn nicht an die Organisation auszuliefern. 

Schon in früheren Rezensionen schrieb ich, dass man als sogenannter "Professioneller Leser" (so nennt es Netgalley) meiner Meinung nach dazu fähig sein sollte, auch zu Büchern Stellung zu nehmen, die nicht dem eigenen Geschmack entsprechen. Japanische Krimis sind nicht meine Lieblingslektüre, aber das soll nichts heißen. Das Buch ist von Grund auf gut, sprachlich sauber, was sicher an der Übersetzerin und der guten Verlagsarbeit liegt und es findet bei Menschen, denen die japanische Mentalität näher liegt als mir, sicher begeisterte Leser.

Wie gesagt, ein etwas exotischer Krimi und bestimmt ideal für Liebhaber dieser besonderen Art.

"Die marmornen Träume" von Jean-Christophe Grangé

Von Kothurnen, Miasmen, Phlegmonen, Narkomaninnen und fauligem Magma


Bisher habe ich Grangé-Bücher immer verschlungen, aber dieses Mal tat ich mich schwer. Die Geschichte vom Marmormann ist zwar spannend, sie wird aber leider mit den in der Überschrift genannten Fremdwörtern und vielen weiteren mühsam zu lesen.

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"Lemmings Blues" Stefan Slupetzky

Das ist ein Buch, dass jeder echte Wien-Liebhaber lesen sollte. Schon allein die mehr oder weniger gemütliche Flucht in der "Zille" (ein kleines Ruderboot) auf dem Donaukanal bis runter zum Alberner Hafen lässt mir schöne und authentische Bilder von Wien durch den Kopf ziehen.

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"Commissario Luca - Toskanische Sünden" von Paolo Riva

Das Buch ist eines, das jedem Freude macht, der gerne Geschehnisse in einer harmonischen Umgebung liest. Wenn man die berühmte "Heldenreise" vorhat, fängt man mit der Alten Welt an, in der es so schön, ruhig und bequem ist, dass es schon einen erheblichen Ruck braucht, um den Helden zum Verlassen dieser Alten Welt zu bringen. Commissario Luca wird sich sicher keinesfalls aus seiner schönen Umgebung herausbewegen.

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„In unseren Kreisen“ von Georg M. Oswald


... oder "Wie man als Gutmensch mit der Realität kollidieren kann ...", könnte man diesen Roman auch nennen.

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Tatjana und Nikolai leben mit ihrer Tochter Marie in einem "angesagten Viertel". Es ist zwar nur eine 60 m² Wohnung, aber die Gegend ist gut und der Balkon ist schön. Ihr "Kreis" dort besteht aus gleichgesinnten Menschen mit akademischen Abschlüssen, an der Abrisskante des Mittelstandes mit der Befürchtung, über die dieselbe abzurutschen. Denn langsam müssen sie fürchten, dass sie sich das Wohnen dort und in der kleinen Wohnung nicht mehr leisten können. Durch steigende Mieten könnten sie Opfer der Gentrifizierung im Viertel werden.

Marie ist in der Grundschule und steht kurz vor dem Schulwechsel. Ihre Lehrerin hält sie für undiszipliniert und tut alles, um ihren Wechsel auf das Gymnasium unmöglich zu machen.

Da wählt Rose, die Tante von Tatjana den Freitod, weil sie schon lange Witwe ist und nun auch ihren letzten Kontakt zu ihrem verstorbenen Mann Rudolf verloren hat. Rudolf war Wilhelm Reich-Anhänger und hatte in seinem Arbeits- und Sprechzimmer einen Orgonakkumulator, den er sogar noch verbessert hatte. Bis vor Kurzem konnte Rose mit Rudolf kommunizieren, wenn sie in dem Gerät saß.

Tatjana wird Alleinerbin. Es ist ein wunderbares Haus im Bauhausstil in einem sehr guten Viertel, umgeben von wirklich reichen anderen Hausbesitzern. Und sie erbt auch ein Vermögen von 2,5 Mio. Euro, wodurch sie sich die Immobilienerbschaft leisten kann, ohne das Haus für die Erbschaftssteuer verkaufen zu müssen.

Eigentlich widerspricht ein Wechsel in diesen privilegierten "Kreis" ihren gutmenschlichen Idealen. Was werden ihre guten Freunde, die in ähnlicher Lage sind wie sie, davon denken? Die Freundschaft wird beendet sein.

Aber die Erbschaft gibt ihnen auch die Möglichkeit, Marie an einem katholischen Privatgymnasium anzumelden. Dafür kann man schon mal einige kleinere Zugeständnisse machen, man muss es sogar!

Als sie dann einziehen, bemerken sie, dass sie, so wie sie sind, eigentlich nicht in diese Nachbarschaft passen. Besonders dann, wenn ihre neuen Nachbarn, die Familie Hoffmann, die vor Geld stinken, man munkelt, Hoffmanns Vater wäre Waffenhändler gewesen, sie einladen zu Festen mit den anderen reichen Nachbarn. Tatjana und Marie fällt es leicht, sich einzugewöhnen, aber Nikolai tut sich schwer.

Da wirken einige "Biegemomente" auf die kleine, junge Familie. Es bleibt spannend, weil man wissen will, ob das ohne "Bruch" ausgehen wird.

Dieses Buch ist eine Parabel darüber, wie Prinzipien einem im Weg stehen können und was man alles tun könnte, wenn man sie außer Acht ließe.

„Das Flirren der Dinge“ von Raffaella Romagnolo

Es beginnt quasi mit dem Marsch der 1000. Garibaldi vereint Italien. Ein Junge im Waisenhaus, das an die alte Klinik in Genua angeschlossen ist, namens Antonio steht in der Reihe der Kinder, aus denen sich ein Interessent eines aussuchen möchte. Der Junge hat keine Chance, denn er hat ein blindes Auge,

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„Erinnere dich!“ von Max Reiter

Sehr gut! Fünf Sterne für dieses Buch. Eigentlich hätte der Autor schon nach Dreiviertel des Buches Schluss machen können, aber er setzt noch einen und noch einen drauf. Immer wieder kommen unvermutet Wendungen, mit denen man nicht rechnet.

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„Der Schatten“ von Melanie Raabe

Norah hat ihre Freundin Valerie verloren. Sie fühlt sich schuldig an deren Selbstmord. Achtzehn Jahre später, nachdem sie sich vom Mann ihres Lebens getrennt hat und von Berlin nach Wien gezogen ist, kommt in ihrer Einsamkeit alles wieder zutage. War es ihre Schuld? War es überhaupt Selbstmord?

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"Eiszeit für Beck" von Tom Voss

Nick Beck ist eigentlich ein Streifenpolizist. Das ist so, seitdem er als ehemaliges Mitglied der Mordkommission ein traumatisches Erlebnis hatte - seine Partnerin ist bei der Verfolgung des sogenannten Elbrippers vom Dach eines Gebäudes zu Tode gestürzt. Der Elbripper ist damals entkommen.

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"Ausgeschämt!" von Marco Toccato

Marco Toccato ist seine Freude anzumerken. Er hat sein Tryptichon "Wiener Träume" fertig. 2017 fing es an, als er begann, die Erlebnisse und Träume des Anton Kortner in Wien zu erzählen. Erst ging es ihm im Buch "Nur ein Traum im Traum?" (Nura Draam in am Draam?) um eine moderne Form von "Die Traumnovelle" von Arthur Schnitzer und des Films "Eyes Wide Shut" von Stanley Kubrick zu machen, wie er schrieb. In dem Buch opferte sich eine Frau für den Protagonisten Anton, die Prostituierte Sissi. Er hatte sich in sie verliebt. Später meinte er, bei ihrem Begräbnis auf dem "Friedhof der Namenlosen" dabeigewesen zu sein.

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„Der fürsorgliche Mr. Cave“ von Matt Haig

Stellen Sie sich vor, ein Mann leidet unter dissoziativen Identitätsstörungen, von denen er weiß und deren Identitäten er kennt und er dokumentiert seine Erlebnisse. Eigentlich schreibt er einen sehr langen Abschiedsbrief an seine fünfzehnjährige Tochter.

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"Zwischen Scherben" von Annemarie Bruhns

David ist fast achtzehn und gut ein Jahr vom Abitur entfernt. Er ist jeden Morgen pünktlich im Gymnasium und hat Freunde und Freundinnen dort, die viel im Leben vorhaben, aus gutem Hause kommen und die üblichen „Sörgelchen“ von Jugendlichen in diesem Alter haben. Davids beste Freunde sind die Zwillinge Finja und Luke, deren Vater Orthopäde ist. Ihre Mutter ist an Krebs gestorben. Niemandem in seinem Umfeld fällt auf, dass David seit Wochen obdachlos ist. Er übernachtet in einem Trümmerhaus im Wald, wäscht sich und seine Sachen in einem nahe gelegenen See und lädt sein Handy überall da auf, wo er an eine Steckdose kommen kann.

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"Molche" von Volker Widmann

Es war tatsächlich das Buch, das ich erwartet hatte. In meinem Alter liest man gerne Geschichten, die die Jungenzeit eines Gleichaltrigen beschreiben. 

Ein Junge, namens Max zieht mit Eltern und Bruder in eine ländliche Gegend. Es ist die Zeit der 50er und 60er Jahre in Deutschland. Man sieht noch viele Kriegsversehrte auf den Straßen und viele Frauen warten auf ihre Männer, die vermisst oder in Kriegsgefangenschaft sind.

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"Walter muss weg" von Thomas Raab

Frau Huber ermittelt - der erste Fall

Ein Buch, in das man sich hineinlesen muss. Es gibt zum Teil ganze Absätze, die mir wie ein Satz Gleichungen mit mehreren Unbekannten vorkamen. Mal fehlt Subjekt, ein andermal Prädikat oder Objekt. Der Autor macht Sprünge, die man erst nach viel Nachdenken nachvollziehen kann. Manchmal reichte das viele Nachdenken nicht.

Aber wenn man sich reingelesen hat, dann fühlt man sich in Glaubenthal wohl, dem kleinen Ort irgendwo mitten in den Alpen, der dahinsiecht, weil es mehr Beerdigungen als Geburten gibt. Hannelore Huber ist um die siebzig Jahre. Ihr Mann Walter soll beerdigt werden.

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"Mord auf dem Eis" von Beate Maly

Es fällt wahrscheinlich langsam auf, dass ich sehr gerne Bücher lese, in denen Wien eine Rolle spielt und wenn es dann noch im frühen 20. Jahrhundert ist, habe ich alles beisammen. Frau Maly schreibt in einer Reihe von dem Apotheker im Ruhestand Anton Böck und seiner sehr guten Bekannten Ernestine Kirsch.

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"Verzweiflungstaten" von Megan Nolan

"Verzweiflungstaten" ist ein Buch, dass ich mit zwiespältigen Gefühlen gelesen habe. Ich glaube, dass alles wirklich so passiert ist und dass sich die Autorin Megan Nolan ihre eigene Geschichte von der Seele geschrieben hat. Zwiespältig deshalb, weil man sehr intime Einblicke in die Seele der Protagonistin erhält. Es war mir manchmal peinlich, was ich las. Bücher, in denen es um Befindlichkeiten geht, mag ich überhaupt nicht. Aber ich konnte das Buch nicht weglegen.

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„Polizeiärztin Magda Fuchs - Das Leben, ein großer Rausch“ von Helene Sommerfeld

Das Buch drängt zum Weiterlesen. Man will wissen, was die sehr gewissenhafte Frauenärztin Magda Fuchs als nächstes tut und was ihr passiert. Sie versucht in diesem zweiten Band der Serie um sie, ihre erste Praxis im vornehmen Charlottenburg aufzubauen und wird dabei von ihrer Hauswirtin gedrängt, alles zu tun, damit viel Geld hereinkommt. Die Hauswirtin ist Witwe eines Arztes, der Eingriffe vornahm, die um 1920 verboten, aber sehr ertragreich waren. Man könnte auch positiv sagen, er hat Frauen in verzweifelten Situationen geholfen. Magda will das auf keinen Fall.

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"Steine schmeißen" von Sophia Fritz

Das Buch habe ich schon vor einigen Tagen zu Ende gelesen, aber ich schreibe erst jetzt eine Rezension, weil ich mit mir gekämpft habe, ob ich das tun soll. Zum einen ist es ein Buch, dass nicht so ganz in meinen Geschmack passt und zum anderen ist der Inhalt äh ... "ungewöhnlich".

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„Das Buch der verschollenen Namen“ von Kristin Harmel

Was für eine gute Geschichte! Ich habe das Buch verschlungen trotz - siehe weiter unten -.

Vorschaubild

Eine junge Jüdin, Eva Traube erlebt mit, wie ihr Vater in Paris verhaftet wird. Sie und ihre Mutter waren bei der Nachbarin, die sie wahrscheinlich denunziert hatte, um die Wohnung der Traubes beziehen zu können. Sie waren dort, weil sie auf deren zwei Töchter aufgepasst haben, als die Nachbarin ihre Mutter ins Krankenhaus bringen musste.
Eva ist künstlerisch begabt. Sie kann sehr gut zeichnen. Sie spricht mit dem ehemaligen Chef ihres Vaters, der in der Polizeipräfektur eine hohe Stelle innehat. Von ihm bekommt sie einen denkbaren Fluchtort genannt und ein paar Blankoformulare für Ausweise und ähnnliches. Es gelingt ihr, einigermaßen taugliche Papiere anzufertigen, die ihrer Mutter und ihr die Flucht ins Vichy-FrankreichWas ermöglichen. Dort geht sie in ein Bergdorf, wo es eine Gemeinschaft von gegen die Nazis Verschworenen gibt, die Menschen zur Flucht verhelfen. Eva und ihre Mutter werden dort herzlich aufgenommen und bald ist sie in der Bibliothek der dortigen katholischen Kirche die geniale Fälscherin von Dokumenten, mit denen Menschen in die rettende Schweiz gebracht werden können. Es sind vor allem Kinder, die durch das (fiktive) Dorf Aurignon geschleust werden.
Evas Mutter ist ihrer Tochter nicht dankbar dafür, dass sie sie und sich gerettet hat, sondern wirft ihr vor, ihren Vater verraten und ihren Glauben verloren zu haben und zur Katholikin zu werden. Sie erinnert sie immer wieder daran, wie wichtig ihr ihre jüdische Familie und der eigene Name sein sollte.
Das einzige, was Eva an ihrer hilfreichen Fälscherarbeit bedauert ist, dass sie echte Identitäten auslöschen und den Kindern neue Namen und Lebensläufe aufzwingen muss, um sie zu retten. Sie und Rémy ein zweiter Fälscher kommen auf eine Idee, wie es möglich sein könnte, dass die Kinder irgendwann in besseren Zeiten wieder ihre alten Namen kennen und zurückerhalten könnten. Sie nehmen ein altes Buch und legen darin eine kodifizierte Metaebene an, in der die Real- und die Neunamen der Kinder festgehalten sind. Doch das Buch geht in den Kriegswirren verloren.
Eines Tages im Jahr 2005 liest die rüstige, aber nun 86jährige Eva von einem deutschen Bibliothekar, der versucht, von den Nazis geraubte Bücher wieder an ihre alten Besitzer zu vermitteln. Auf einem Foto hält der Mann das Buch in der Hand, in der Evas und Rémys Codes sein müssen.
Es wird angedeutet, dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt. In Harmes Roman finden zwei Handlungsfäden in unterschiedlichen Zeiträumen statt, nämlich in der von 2005 und der von 1942-1947. Man findet sich gut zurecht, weil die alte Eva in Ich-Form berichtet und die Erlebnisse der jungen in der dritten Person erzählt werden.
Also alles in allem ein sehr gutes Buch der amerikanischen Bestseller-Autorin Kristin Harmel oder? Mich persönlich störten manche etwas zu pathetischen Sätze, doch die findet man in dieser Art von Literatur häufig, ebenso wie immer wieder die Beschreibung von sich wiederholenden Gedankengängen im Sinne von "würde sie XY wiedertreffen, auch wenn sie Schuld auf sich geladen hatte?" (das ist "nur im Sinne" gemeint und steht so nicht im Buch!). Aber das ist Gechmackssache, denn ich weiß, dass sehr viele Bücher, die mit diesen "Kunstgriffen aufgepolstert" wurden, sehr erfolgreich sind. Womöglich liest sich das in der Originalsprache ganz anders?
Sehr gerne hätte ich es tatsächlich im Original, also in englischer Sprache gelesen, denn es hätte ein sorgfältigere Übersetzung verdient gehabt. Man hat den Eindruck, dass hier ein kluges "KI-Maschinchen" am Werke war. Manche Formulierungen würde ein/e deutsche/r Muttersprachler/in so nicht stehen lassen und wenn sich diese Formulierungen mit steter Regelmäßigkeit öfter fast identisch wiederholen, dann meint man recht sicher, dass wenigstens fürs "Grobe" ein Übersetzungsprogramm z. B. DeepL.com genutzt wurde. Das ist erst einmal nicht bedenklich, nur hätte sich dann die menschliche Übersetzerin die Mühe machen sollen, alles zu überprüfen, um diese untypischen Formulierungen gegen gebräuchliche auszutauschen. Wenn sie oder der Verlag das noch nachholen möchte, stehe ich bereit, denn ich habe mir die störendsten sprachlichen Fehlgriffe notiert, gewissermaßen in "meinem Buch der verdrehten Formulierungen".

keywords: #Jüdin, #Frankreich, #Paris, #Resistance, #Fälscher, #KristinHarmel, #VerscholleneNamen

„State of terror“ von Hillary Rodham Clinton und Louise Penny

Spannend von der ersten Seite an.

Ich muss mich entschuldigen, weil ich anfangs dachte, 'muss Frau Clinton nun auch noch auf dem Cover eines Politthrillers erscheinen?'. Nun weiß ich es. Ja, denn sie hat wenigstens für authentische, glaubwürdige Insider-Informationen gesorgt, wenn nicht sogar etliche weitere Textumfänge beigesteuert. Das Autorengespann hat ganze Arbeit geleistet und einen sehr soliden und guten Thriller abgeliefert. Frau Louise Penny hätte sicher einen Politthriller mit ähnlicher Handlung allein schreiben können, aber diese Details, das Wirken der Akteure und „wie alles in ‚Higher Places‘ so funktioniert“ hätte sie nie so glaubhaft formulieren können.

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„Constance“ von Patrick McGrath

Sidney ist geschieden und Professor an einer Universität. Er trifft Constance, die erheblich jünger ist als er. Sie zieht ihn an und es dauert nicht lange, bis er sie erfolgreich bittet, seine Frau zu werden.
Constance „schleppt“ ein Problem mit sich herum: das Verhältnis zu ihrem „Daddy“ ist gestört. Sie hat einen Vaterkomplex. Es scheint so, als hätte sie Sidney vor allem deshalb geheiratet und man weiß nicht so recht, ob sie es tat, um von ihrem Daddy wegzukommen oder um Sidney als neuen Daddy zu bekommen. Sidney zieht ihr Zusammenleben so auf, dass es eine Art Pygmalion-Verbindung wird. Constance ist zwar gut ausgebildet, aber kann ihm nicht das Wasser reichen und Sidney liebt es Recht zu haben und Andere zu belehren.

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"Der Uhrmacher in der Filigree Street" von Natasha Pulley

Das Wort 'bezaubernd' benutze ich eigentlich nie, aber hier ist es genau richtig: Dieses Buch ist bezaubernd im wahrsten Sinne des Wortes. Ich glaube, den Stil der Kleidung und die Betonung des Segens der Technik im 19. Jahrhundert - siehe Jules Verne - nennt man Steampunk und das wird wunderbar dezent zum Leser und zur Leserin gebracht, auch wenn er oder sie keine Neigung dazu hat. Man erfährt sehr authentisch, welche Möglichkeiten Frauen zu der Zeit hatten, besser gesagt nicht hatten. Die Sprache ist wunderbar und die Bilder sind so beschrieben, dass man beim Lesen Gebäude, Straßen, Gärten und Parks klar in Gedanken sieht. Das ist sicher auch dem guten Übersetzer, Jochen Schwarzer zu verdanken.

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"Die verschwundenen Studentinnen" von Alex Michaelides

aus dem Englischen von Kristina Lake-Zapp

Kurz zusammengefasst ist dieses Buch ein solider Kriminalroman mit psychologischem Einschlag und einem überraschenden Ende. Ich habe ihn gerne gelesen.

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"Die Möbel des Teufels" von Heinrich Steinfest

Ob es stimmt, weiß ich nicht, aber nach meinem Gefühl sind die meisten guten, deutschsprachigen Schauspieler aus Österreich. Was soll das?, werden Sie sich fragen, aber ich kriege gleich die Kurve.

Es geht um die Sprache. Für mich existieren zwei Arten Deutsch, das deutsche Deutsch und das Deutsch von Österreichern!

Heinrich Steinfest schreibt - für mich - ein Deutsch, wie es nur Menschen aus Österreich können. Und das in einem Krimi!? Und dann erzeugt er auch noch nicht naheliegende, aber fantastische (im direkten Sinne) Bilder, hier ein Beispiel: Der Held des Buches, Leo Prager fragt als junger Mann provozierend einen zwielichtig durchscheinenden Geschäftsfreund seines Vaters, ob er sich gerade im Gespräch mit einer Gespensterschrecke verglichen hätte: 

"»Eher wie bei einer Spinne«, hatte Casparius geantwortet und Leo in einer Weise angelächelt, als könnte er ihn durch dieses Lächeln mit einer kleinen Krankheit infizieren."

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"Nur hier sind wir einzigartig" von Christine Avel


Wie schön ist es, in den Kreis von Kindern und später Jugendlichen aufgenommen zu werden, während sie in den Sommerferien Jahr für Jahr auf einer griechischen Insel (Kreta?) zusammentreffen und ohne nennenswerte Einwirkung ihrer Eltern alles tun, wozu sie Lust haben.

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"Mein Helgoland" von Isabel Bogdan

Kennen Sie das, sie lesen ein Buch und sind von der Sprache fasziniert und dann stellen Sie fest, dass es wieder eines ist, das aus einer Fremdsprache übersetzt wurde? Es ist mir schon oft so gegangen. Eigentlich war es bei allen faszinierenden Bücher so, jedenfalls bei denen aus unserer Zeit (bleiben Sie ruhig Herr Roth, Herr Schnitzler und wie sie alle heißen, die ich verehre). Es hat sich bei mir die Theorie entwickelt, dass Bücher bei der Übersetzung sprachlich gewinnen. Übersetzer und Übersetzerinnen tun nichts anderes, als sich auf die Sprache zu konzentrieren und sie so schön wie möglich umzusetzen. Alle Energie fließt in den sprachlichen Ausdruck.

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"Die Akte Adenauer" von Ralf Langroth

Die Geburtshelfer der Bundesrepublik

Es ist ein Buch, das in den ersten Jahren der Bundesrepublik Deutschland spielt, um 1953 um genau zu sein. Das ist eine Zeit, über die es leider (noch) selten etwas zu lesen gibt. Ich bin in den 50er, 60er Jahren großgeworden. Die Personen rauchen alle und zwar Chesterfield oder Camel. Ich habe ständig damit gerechnet, dass es auch Overstolz-, Eckstein- oder Senoussi-Raucher gibt. Man erinnert sich an Marken und Automodelle wie Opel Olympia, Kapitän, Ford Taunus und Porsche 356.
Und natürlich an die „Marke“ Adenauer, um den es geht. Wie und warum verrate ich nicht. Der „Alte“ war viele Jahre Bundeskanzler und das im Alter von 78 Jahren und mehr. Die Bundeshauptstadt war Bonn. Daran war Adenauer nicht unschuldig, denn Berlin ging nicht wegen der Teilung von Stadt und Land und Adenauer lebte in Bad Godesberg nahe Bonn.

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"Buona Notte - Ein Lago Maggiore Krimi" von Andrea Di Stefano

Sind wir nicht alle ein wenig Lukas Geier?


Gut, dass ich dieses Buch zeitlich vorgezogen habe. Es ist ein Krimi, wie ich Krimis mag.

Lukas Geier hat in seinem alten Leben in München Personenschutz für arme, bedrohte und böse Menschen organisiert. Aber es hat ihn schon immer zum Lago Maggiore hin gezogen, er hat auch schon immer in Bands gespielt. Manchmal hat er selbst Lieder gemacht. „Tutto Bene“ wird ein Welthit und Lukas kann den Job, den er nicht mehr mag, beenden und sich der Musik widmen. Es reicht auch, um sich ein originelles Heim in einem mittelalterlichen Turm an einem Hang über dem Lago Maggiore bei Maccagno zu kaufen und für ein stilsicheres Leben mit schöner Aussicht umbauen zu lassen.

Das reicht bei mir für blanken Neid. Der Lago Maggiore ist seit langem mein Lieblingssee und der Umbau eines „Rustico“ - wie man bescheidenere Gebäude als Geiers Turm dort nennt, ist ein langgehegter Traum.

Bevor ich vor Neid platzte, habe ich es mir einfach gemacht und mich in Lukas reinversetzt, mich schon nach wenigen Seiten vollkommen mit ihm identifiziert. Ich war ein Buch lang Lukas Geier.

Niemand ist perfekt und so hat Lukas wenig Glück mit dem anderen Geschlecht. Alle machen Schluss mit ihm. Angedeutet wird Britta; Lara ist eine Frau, die er schon als Kind während der Urlaube mit seinen Eltern liebte und schließlich Cristina Conte, eine Kommissarin aus dem nahen Varese.

Cristina wird inhaftiert, sie soll ihren Bruder Antonio erschossen haben. Lukas will ihr helfen.

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Einer der 36 Gerechten! - "Viktor" von Judith Fanto

Viktor war einer der 36 Gerechten, die sich immer auf der Welt befinden und in deren Händen der Fortbestand unserer Welt lag und liegt. Und Viktor war ein Kleinkrimineller, der alles anfing und nichts abschloß. Wer kennt nicht wenigstens einen Menschen, der eine besondere Ausstrahlung hat, dem alles zufällt, der Frauen erobert, trotzdem er ein Schlawiner ist und der sich so - manchmal auch auf mäandernden Wegen - mit Chuzpe durch das Leben schwindelt. So war Viktor das schwarze Schaf der Familie Rosenbaum. Genau wie seine Familienmitglieder war er Jude in Wien zur Zeit des Dritten Reichs. Sein Vater Anton hatte ein steifes Bein aus dem Ersten Weltkrieg mitgebracht, für ihn war es selbstverständlich, für Österreich in den Krieg zu ziehen.

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Trostlos! - „Daheim“ von Judith Hermann

Büchernörgelei hat als Motto „Wir nörgeln nicht, wir loben nur!“ Das ist auch der Grund, warum ich ab und zu zwar ein Buch vollständig gelesen habe, auch wenn es mir schwerfiel, es aber nicht besprochen habe. Vielleicht war das Buch nur nicht nach meinem Geschmack und es gibt Leserinnen und Leser, denen es gefällt. Aber wenn mir ein Buch nicht gefällt, weil es holperig daher kommt oder weil es eine Aufzählung von unsäglichen menschlichen, pseudoerotischen Verhaltensweisen ist, ist selbst veröffentlichte Kritik unter Umständen verkaufsfördernd.
„Daheim“ ist ein Buch, das es mir schwer machte, es bis zum Ende zu lesen. Es hat mich nie erreicht! Der Grund ist folgender: Wenn es die Absicht von Frau Hermann war, die grauen Seiten von Landschaft und Leben an der Nordseeküste in eine anödende, trostlose Stimmung beim Leser umzusetzen, dann war sie erfolgreich.

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"Die wunderbare Kälte" von Elisabeth Rettelbach - Ein irres Buch!

Eigentlich habe ich die ganze Zeit während des Lesens überlegt, ob ich das Buch nicht beiseite legen soll. Da berichtet eine sehr autistisch veranlagte junge Frau namens Charlotte, genannt Kai von ihren mehr als außergewöhnlichen Gedankengängen und Gefühlen. So etwas ist an sich nicht meine Literatur.
Sie hat kein gutes Verhältnis zu ihren Mitmenschen, ihr fehlt Empathie. Sie wollte Regisseurin werden und müssen sich Regisseurinnen nicht wie Gottheiten fühlen, die ihren Akteuren sagen, was sie zu fühlen haben und wie sie das tun sollen, weil die das selbst nicht wissen?

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„Imperator“ von Kay Meyer, Lisanne Surborg

Das ist schon eine tolle Mischung, an der man mal wieder erkennen kann, wie blöd eigentlich die Schubladen, genannt „Genre“ sind, die Buchhändler und andere meinen unbedingt zu brauchen. Im Falle von „Imperator“ würde ich jedem Buchhändler empfehlen, so in etwa die vier- bis fünffache Anzahl an Büchern zu ordern, damit in jeder der entsprechenden Regalecken auch ein Exemplar vorhanden ist, z. B. bei Krimi, bei Fantasy, bei Gothic, bei Politthriller, historisches Sittengemälde der 60er Jahre und so weiter.

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"Ein finsterheller Tag" von David Almond und Alexandra Ernst

So ein Tag im Sommer, wie ihn Davie erlebt, ist etwas besonderes. Es ist eine Art "Schwimmen" durch Traum, Vision und Gegenwart. Fantasiebegabten Jungen (vielleicht auch Mädchen) passiert so ein Tag. "Passiert" weil man diesen besonderen Zustand, den Davie auf seinem Weg den Hügel hinauf durchlebt, nicht erzwingen kann, schon gar nicht mehr, wenn man erwachsen ist.

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"Lebenslänglich" von Brigitte van Hattem

Auch wenn ich hier hoffentlich professionell und hilfreich für interessierte Büchersuchende rezensiere, muss ich Ihnen gestehen, dass ich noch lieber schreibe. Ja, ich meine, dass mir auch das gut von der Hand geht. Nicht immer wird das von Anderen auch so gesehen, aber genau wie vieles andere auch sind Bücher Geschmacksache oder?

Und da kommt Brigitte van Hattem ins Spiel (sie mag übrigens meinen Schreibstil überhaupt nicht!) mit ihrem neuen Buch „Lebenslänglich“, aber nun bin ich schon bei der letzten Kurzgeschichte in dieser schönen Sammlung teilweise sehr süffisanter Krimis(?). Also von Anfang an:

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"Das Camp der Unbegabten" von Boris Koch ab 16. April 2021

Ich habe zwei Gleichgesinnte gefunden! Einen Autor, der mit einem Buch jungen Menschen die Augen über diesen Wahnsinn in den „sozialen“ Medien öffnen will und seinen Protagonisten Bjarne, der davon träumt fliegen zu können. Wie Bjarne träumte ich früher oft fliegen zu können und wie der Autor Boris Koch meine ich, dass jungen Menschen der Wahnsinn in den Social Media als solcher klar gemacht werden sollte. Aber ich greife vor.

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"Geliebte Rasselbande" von Marena Busch

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht Ihr Leben niederzuschreiben, Ihre Erfahrungen, Ihr Wissen, Ihre Freuden- und Leidensmomente auf diese Weise an Ihre Kinder und Kindeskinder zu vererben?

Marena Busch (Pseudonym) hat das getan. Sechs Jahre hat sie daran gearbeitet, ihr Leben ab der Familienplanung und bis zum Zeitpunkt an dem ihre Kinder flügge waren, in IHREM Buch zusammenzufassen. Fast 600 Seiten sind es geworden.

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"Ausgeträumt?" von Marco Toccato

Das war seine beste Idee seit langem, sein Wienbuch "Nura Draam in am Draam?" fortzusetzen und daraus eine Serie zu machen.

Ehrlich gesagt war mir der Schluss von "Nura Draam ..." ein bisschen zu happyending. Da gab es für mich einen Bruch, es ging zu schnell. Diese Scharte hat Marco nun mit "Ausgeträumt?" ausgewetzt. Er hat mir erzählt, dass es eigentlich der Schluss der Serie sein sollte, er es aber nicht geschafft hat. Nun wird es hoffentlich bald weitergehen.

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Der neue Toccato erscheint im August - Hurz! ... der Blog durfte schon reinschauen.

Ich bin sehr stolz darauf, dass ich als Erster eine Rezension von Marco Toccatos neuem Buch machen darf. Es ist noch nicht fertig, sogar Marco Toccato weiß noch nicht, wer der Täter sein wird, sagt er jedenfalls. Aber ich durfte die bisher 275 fertigen Seiten vorab lesen.

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Sebastian Fitzek liest aus "Der Insasse" - Gelsenkirchen Hans-Sachs-Haus

Herr Fitzek hat ein Kinderbuch "Pupsi und Stinki" geschrieben und ich nenne ihn deshalb mal ganz mutig meinen Kollegen. Doch er spielt in einer anderen Liga, von ihm gibt es an die 17 Bücher im Thrillergenre. Er hat so ziemlich alle Preise bekommen, die es in dem Genre gibt und hat nun auch selbst einen gestiftet, um Nachwuchsautoren zu fördern, den "Viktor Crime Award", der ebenfalls im Rahmen von "Mord am Hellweg" am Folgetag verliehen wurde.

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Multimedialesung "Nura Draam in am Draam?" - 20.10.2017 im Café "Alt Wien" Dortmund

So etwas habe ich vorher noch nicht gesehen, eine "Multimedialesung". Das einzige "Wiener Eckchen" in Dortmund, das Café Alt Wien, war verdunkelt und nur die Kerzen auf den Tischen mit den gemütlichen Fauteuils gaben Licht. Dazu hatten die Besucher Melange und Apfelstrudel oder Palatschinken bestellt.

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